Folge 26
Ja, dass der Schlaf der „Bruder“ des Todes sein soll – wahrscheinlich der „große“ – das habe ich schon einmal gehört. Dank Google weiß ich jetzt auch, dass der Philosoph Arthur Schopenhauer das geschrieben hat. Aber mehr weiß ich darüber leider nicht. Was ich weiß, ist, dass viele den Schlaf nicht so positiv sehen, wie du ihn siehst. Er passe nicht in unserer moderne, dynamische Leistungsgesellschaft. Diese Skepsis dem Schaf gegenüber erkennt man auch daran, dass der „kleine Bruder“ des Abendschlafes aus dem Alltag der Menschen heute nahezu verschwunden zu sein scheint: der Mittagsschlaf. Wer sich diese Pause heute noch gönnt, der tut es heimlich. Dabei gibt es viele große Leistungsträger, die dieses Ritual pflegten: der Altbundeskanzler Helmut Kohl, der Schriftsteller Thomas Mann und der weltbekannte Physiker Albert Einstein. Will diesen Menschen wirklich jemand unterstellen, wenig geleistet zu haben? Und was ist mit den beiden großen Volkswirtschaften China und Japan, beide bekannt für ihren Fleiß? Auch hier genießt der Mittagsschlaf ein hohes Ansehen. Wer ihn nicht braucht, hat offensichtlich nicht hart genug gearbeitet, heißt es. In der Bibel heißt es in Psalm 127: „Den Seinen gibt es der Herr im Schlaf.“ Wie ist das gemeint? Ich glaube, jeder kennt das Gefühl, stundenlang erfolglos über dem Schreibtisch gebrütet zu haben und dann am nächsten Morgen erwacht man mit der zündenden Idee im Kopf. Wie ein Geschenk liegt sie vor einem. Wer nicht bis zum nächsten Morgen warten will, dem schlage ich das folgenden Experiment vor: Wenn das nächste Mittagstief naht, dann flüchte dich nicht zur Kaffeemaschine. Suche dir stattdessen ein ruhiges Plätzchen, schalte den Flugmodus ein, schließe die Augen und leg die Beine hoch. Warte 15 Minuten ab und sieh, was passiert. Du wirst wahrscheinlich nicht als Albert Einstein aus der Pause zurückkehren, aber ich halte es für ziemlich wahrscheinlich, das du konzentrierter und kreativer zurückkommst. Und vielleicht auch mit einer zündenden Idee. Also: Augen zu und los!