Folge 17
Zunächst mal Danke für deine Nachricht. Ich finde, dass das Wort “Danke” zu Unrecht als Floskel oder Gewohnheit betitelt wird. Als Floskel wird eine nichtssagende Redewendung bezeichnet. Aber kann “Danke” wirklich nichtssagend sein? Klar, kann ich an der Betonung oder dem Blickkontakt vielleicht eine Intensität festmachen. Aber wäre es wirklich besser es wegzulassen?
Was spricht denn gegen diese rituellen Höflichkeitsformen? Was wenn wir Sie gar nicht mehr benutzen? Formeln und Rituale sind ja nicht per se gleichgültig oder hinfällig. Im Gegenteil, Sie setzen da ein und entlasten, wo langes Nachdenken und intensive Ausdrucksweisen nicht möglich sind. Warum auch immer. Sie sind wie das Grundbesteck bei einem mehrgängigen Menü. Und natürlich kann ich beim Auftischen von Spezialitäten das Besteck verfeinern. Also ich meine, lieber einmal Danke zuviel, als zu wenig.
Danke drückt doch meinem Gegenüber eine Rückmeldung aus, dass ich den Wert der Dinge, den Wert des Menschen und seiner Handlung erkannt habe und anerkenne. Und Anerkennung ist etwas, womit wir einander wertschätzen und aufbauen können. Es schafft eine Atmosphäre von der alle Beteiligten profitieren. “Dank” ist für mich eine Grundhaltung, nichts als “selbstverständlich” zu erachten und den anderen meinen Erwartungen und Bedürfnissen unterzuordnen. Wo Dankbarkeit das Miteinander bestimmt, da kann das Unerwartete ankommen, da bricht jede Routine auf und werden kleine Aufmerksamkeiten gesetzt, die eine Beziehung würzen und dem Ärgernis vorbaut, dass mit der Zeit einer allein die Suppe auslöffeln muss. Wie jede Grundhaltung braucht sie eine Ausdrucksform, damit sie präsent ist und wirken kann. Und ja, da muss es nicht immer das schnell ausgesprochene Wort sein. Je feinfühliger und kreativer wir bei dieser Grundhaltung werden, desto mehr verschonen wir den anderen mit überbordenden Erwartungen und erkennen und erspüren die vielfältigen Formen der Dankbarkeit.
Der Dichter Rilke sagt so treffend: “Dank ist ja vielmehr eine Verfassung, denn eine Aussprache.” Im Zentrum des christlichen Glaubens, der Danksagung im Hochgebet bei der Feier des Abendmahles, hat diese Verfassung ihren Ausruck im Leben gefunden. Es ist eine Bewegung von Innen nach Außen. Der Dank entsteht aus dem Herzen heraus.
In diesem Sinne nennen wir Christen den Gottesdienst auch “Danksagung feiern” oder Eucharistie. “Eu-charis-tein” ist griechisch und meint: für eine “Gabe” (charis) danke “schön” (eu-) sagen. Wer beschenkt worden ist, wer eine Gabe, eine Gnade (charisma) empfangen hat, in dem kann spontaner Dank wachsen. Dank klingt dann als Widerhall auf eine empfangene Gabe. Wo wir jemanden etwas “ver-danken” fällt uns auch ein “danke” leicht und bereichert das Miteinander. In diesem Sinne nochmal ein aufrichtiges “Danke schön” für deine Nachricht.