Folge 5
Der Begriff ist mit Fragezeichen oder Ausrufezeichen zu versehen.
Viele Institutionen stellen sich dieser Frage immer wieder oder besser sollten sich dieser stellen, wenn Sie nicht irgendwann abgehängt sein wollen. Eben ihre Anschlussfähigkeit verlieren. Parteien, Gewerkschaften, Gesellschaften, Kirche oder Politische Systeme, wie unsere Demokratie, halten von Zeit zu Zeit inne und fragen sich: Erreichen wir noch die Menschen? Geben wir noch die richtigen Antworten? Kennen wir überhaupt die Fragen, Gedanken und Ziele der Menschen? Sind unsere Botschaften noch so anschlussfähig, dass Sie in den Menschen etwas bewegen? Führen diese zu einem Mehrwert, zu Energie und Motivation, zu Lust auf Veränderungen, im besten Fall zu Verbesserungen?
Genau die gleichen Institutionen versehen Ihre Ideen und Haltungen mit Ausrufezeichen. Dann fordern Sie von weiteren VerantwortungsträgerInnen oder KooperationspartnerInnen eine solche Anschlussfähigkeit. Mithalten oder Ausbauen oder Innovation sind dann oft die Zauberworte.
Ab wann ist den Anschlussfähigkeit gegeben? Der Prozess ist ja ein „dynamischer“ und gelingt meist dort, wo er von Sender und Empfänger, und einem notwendigen Rollentausch, bei dem dann auch einmal der Empfänger zum Sender werden muss und umgekehrt, aktiv betrieben, mitgestaltet und angenommen, in Form von verinnerlicht wird. Dazu braucht es Basics, Codes die verstanden und denen gemeinsam vertraut wird: Offenheit, Ehrlichkeit, Verantwortungsbewusstsein, Toleranz und Akzeptanz, Kompromissfähigkeit, Anerkennung gemeinsamer Grundprinzipien und Umsetzungswillen und den Mut auch mal die Perspektive zu wechseln.
Und dann berührt der Begriff ja auch noch die ganz persönliche Ebene, die dort ansässigen Gefühle, Fähigkeiten und Möglichkeiten. Es tauchen Grenzen des Verstehens auf, des Mitgehen können und des ertragen wollen. Da wird es zutiefst menschlich und unmenschlich zugleich. Da wird es spannend und nicht selten wächst eine Spannung, die auch ins Ungemütliche umschlagen kann. Festhalten, Aggression, Neid und Abwehr sind nicht selten Folgen von Forderungen, bzw. Überforderungen. Da müssen wir Barmherzigkeit mit uns und dem Anderen neu lernen und anwenden, ohne uns zu verbiegen. Das bleibt spannend und braucht ÜbersetzerInnen, BrückenbauerInnen und VermittlerInnen. Wohl der Gesellschaft, die diese Menschen in ihren Reihen hat und diese wertschätzt – und nicht nur die ScharfmacherInnen und SpalterInnen, die alle Anschlussfähigkeit verhindern wollen.
Christliche Gemeinschaft könnte dabei einer liberalen und von Wissenschaft geprägten Gesellschaft mit einer Ihr eigenen Kernkompetenz einen Hilfsdienst erweisen: Vergebung fördern, Verzeihen helfen. Dafür eine Notwendigkeit erwecken, dazu zu ermutigen könnte das Salz sein, was heute in manchen Suppen fehlt und ohne dem, das Leben allzu oft „geschmacklos“ wird.